The establishment of the Werner Committee and an account of its work (March–October 1970)

Einsetzung des Werner-Ausschusses und Verlauf seiner Arbeiten1 (März-Oktober 1970)2



Am 4. März 1970 unterbreitet die Kommission dem Rat Vorschläge für die stufenweise Verwirklichung einer Wirtschafts- und Währungsunion, auf deren Grundlage der Rat über die Zusammensetzung der Ad-hoc-Gruppe entscheidet. Für die getroffene Auswahl sind offenbar drei Hauptgründe ausschlaggebend. Erstens soll die Untersuchung der vom Gipfel von Den Haag herausgestellten Problematik der Obhut führender Experten aus dem Bereich der Wirtschafts- und Finanzpolitik der Mitgliedstaaten anvertraut werden. Zudem sollen diese Persönlichkeiten dem europäischen Integrationswerk besonders verbunden sein und über beträchtliche Erfahrungen auf diesem Gebiet verfügen. Schließlich soll die einmal beschlossene Lösung bei den Regierungen auf größtmögliche Zustimmung stoßen.


Am 6. März 1970 einigt sich der Ministerrat auf einen Beschluss über das Verfahren für die Wirtschafts- und Währungszusammenarbeit und entscheidet über die Zusammensetzung der Expertengruppe. Dieser Gruppe gehören die Vorsitzenden der verschiedenen Fachausschüsse der Kommission an, die im Übrigen hohe nationale Ämter innehaben. Es handelt sich um die Vorsitzenden des Währungsausschusses (den Franzosen Bernard Clappier, der auch stellvertretender Gouverneur der Bank von Frankreich ist), des Ausschusses der Präsidenten der Zentralbanken (den Belgier Hubert Ansiaux, zu jener Zeit Präsident der Belgischen Nationalbank), des Ausschusses für mittelfristige Wirtschaftspolitik (den Deutschen Johann Baptist Schöllhorn, zugleich Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft), des Ausschusses für Konjunkturpolitik (den Niederländer Gerard Brouwers, Staatssekretär im niederländischen Wirtschaftsministerium) und des Haushaltsausschusses (den Italiener Gaetano Stammati, Generaldirektor des Schatzamtes). Der luxemburgische Ministerpräsident und Finanzminister Pierre Werner wird zum Vorsitzenden der Gruppe ernannt. In seinen zwanzig Jahre später erschienenen Memoiren enthüllt er, dass „die Mitglieder der Gruppe zwar aufgrund ihres Amtes in der Gemeinschaft benannt wurden, ihre Argumente jedoch in zunehmendem Maße die Anliegen ihrer jeweiligen Regierung widerspiegelten“3. Die Kommission wird durch den Generaldirektor Wirtschaft (GD II), Ugo Mosca, vertreten. Sie nimmt ebenfalls das Sekretariat der Ad-hoc-Gruppe wahr, dessen Koordinierung dem Kommissionsbeamten Georges Morelli obliegt.

1 Im Protokoll der ersten Sitzung wird zwar die Bezeichnung „Expertengruppe“ verwendet, im weiteren Verlauf tauchen aber immer häufiger die Bezeichnungen „Expertenausschuss“ bzw. Werner-Ausschuss auf. Diese Wortverbindungen – „Expertengruppe“/ „Expertenausschuss“/„Ad-hoc-Gruppe“ und vor allem „Werner-Gruppe“/„Werner-Ausschuss“ haben mit der gleichen Bedeutung Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden. Es sei auch darauf hingewiesen, dass die Konsultation von Fachleuten zu verschiedenen Problemstellungen und die Bildung von Studien- und Reflexionsgruppen, Ad-hoc-Ausschüssen usw. in der Geschichte der Gemeinschaft und später der Europäischen Union gängige Praxis sind.

2 Siehe auch DANESCU, Elena Rodica: Synthèse sur le calendrier et la problématique du comité Werner (6 mars 1970 - 21 mars 1971). Quelle: www.cvce.eu. (Dokument eingesehen am 10. Oktober 2012.)

3 WERNER, Pierre. Itinéraires luxembourgeois et européens. Évolutions et souvenirs, 1945-1985. Luxemburg: Éditions Saint-Paul, 1992, 2 Bände, Bd. II, S. 124.

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