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Der Aufstand in Ungarn

Der Aufstand in Ungarn


In den fünfziger Jahren fordern die durch das kommunistische Regime verbitterten Ungarn, allen voran Akademiker und Studenten, den Abzug der russischen Truppen sowie freie und pluralistische Wahlen. Die Proteste der Bevölkerung gegen den sinkenden Lebensstandard und die Verletzung der nationalen Unabhängigkeit werden immer lauter.


Sobald die Nachricht vom Aufstand der Polen gegen die sowjetische Übermacht Ende Oktober 1956 bekannt wird, machen die Regimegegner ihrem Unmut in friedlichen Demonstrationen in den Straßen Budapests Luft, bevor sie den bewaffneten Kampf aufnehmen. Ein Teil der ungarischen Armee stellt sich auf die Seite der Aufständischen. Eine neue ungarische Regierung unter der Leitung von Imre Nagy ergreift Partei für die Demonstranten. Sie fordert den Abzug der sowjetischen Truppen und schafft das Einparteiensystem ab, bevor sie den Austritt Ungarns aus dem Warschauer Pakt und die Neutralität des Landes verkündet.


Am 1. November 1956 täuscht die Rote Armee einen Rückzug vor. In Wirklichkeit beobachtet sie das Land weiterhin, das in der „Konterrevolution“ zu versinken scheint. Zwischen dem 4. und 8. November 1956 erteilt Nikita S. Chruschtschow der Roten Armee den Befehl zur gewaltsamen Niederschlagung des ungarischen Aufstands. Die sowjetischen Truppen greifen massiv an und stürzen die Regierung der nationalen Unabhängigkeit. Janos Kadar, Generalsekretär der kommunistischen Partei, wird neuer ungarischer Regierungschef und setzt ein starkes Regime wieder ein, das jedoch einer Reihe wirtschaftlicher Reformen gegenüber offen ist.


Der Zeitpunkt ist von den Sowjets äußerst gut gewählt, denn das durch die Sueskrise gespaltene und stark geschwächte westliche Lager ist zu einer angemessenen Reaktion nicht in der Lage und muss der sowjetischen Intervention ohnmächtig zusehen. In Ungarn wird der Aufstand gnadenlos niedergeschlagen, und Hunderttausende Ungarn fliehen in den Westen. Die neue ungarische Regierung, die im Dienste Moskaus steht, stellt im Land eine Diktatur her und schließt sämtliche Grenzen. Durch diesen grausamen Angriff gegen die Demokratie sinkt das Ansehen der UdSSR bei den westeuropäischen Staaten auf den tiefsten Punkt seit dem Zweiten Weltkrieg.

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