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Die Beziehungen zwischen den beiden Blöcken

Die Beziehungen zwischen den beiden Blöcken


Zu Beginn der fünfziger Jahre sind die Ost-West-Beziehungen von ständigen Spannungen und Misstrauen zwischen den beiden Supermächten, d.h. den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion, gekennzeichnet.


Im Juni 1950 marschieren nordkoreanische kommunistische Truppen in Südkorea ein, wodurch sich der Kalte Krieg von Europa nach Südostasien verlagert. Die Region wird zum Schauplatz einer blutigen ideologischen Auseinandersetzung zwischen dem Westen und der kommunistischen Welt, die indirekt die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland beschleunigt. Erst im Juli 1953, mit der Unterzeichnung eines Waffenstillstandes in Panmunjom, wird ein zerbrechlicher Frieden am 38. Breitengrad hergestellt. Obwohl der Koreakrieg ein geographisch begrenzter internationaler Konflikt bleibt, zeigt er, dass die beiden Großmächte keine Konfrontation eingehen können, ohne den Ausbruch eines allgemeinen Krieges zu riskieren.


In den Vereinigten Staaten wird General Eisenhower bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 1952 in das höchste Staatsamt gewählt, was auch eine Entwicklung der amerikanischen Außenpolitik gegenüber der Sowjetunion zur Folge hat. Obwohl er von Beginn an für eine Politik der Stärke und Zurückdrängung des Kommunismus eintritt − die so genannte „Rollback-Doktrin“ − muss Präsident Eisenhower trotzdem die Gefahr einer Eskalation und das Risiko einer nuklearen Konfrontation mit der Sowjetunion einsehen und beschließt 1953 die Umsetzung der neuen Strategie des „New Look“. Diese Strategie beinhaltet eine Kombination aus diplomatischen Bemühungen und massiver Vergeltung, der „massive retaliation“. Zudem haben die Vereinigten Staaten nicht mehr das Monopol auf Atomwaffen und müssen den technologischen Fortschritt der Sowjetunion berücksichtigen, die seit 1949 die Atombombe und seit 1953 die Wasserstoffbombe besitzt.


Erst mit dem Tod Stalins am 5. März 1953 und der Machtübernahme durch Nikita S. Chruschtschow im Jahr 1955 beginnt eine Tauwetterperiode in den Ost-West-Beziehungen.


Am 15. Mai 1955 unterzeichnen Österreich und die vier Besatzungsmächte (Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich, Frankreich und UdSSR) den Staatsvertrag, der die Besatzung des Landes beendet und ein neutrales, unabhängiges und demokratisches Österreich in den Grenzen von 1938 schafft. Am 5. November nimmt Österreich den Grundsatz der Neutralität in seine Verfassung auf; eine Neutralität, die auch von der internationalen Gemeinschaft anerkannt wird. Österreich wird sofort Mitglied des Europarates und tritt am 14. November 1955 der Organisation der Vereinten Nationen (UNO) bei.


Schließlich treffen sich die Regierungschefs der vier Großmächte (Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich, Frankreich und UdSSR) vom 18. bis 23. Juli 1955 in Genf. Trotz des Scheiterns der Verhandlungen über die europäische Sicherheit, die Abrüstung und die Ost-West-Beziehungen herrscht am Ende der Konferenz eine entspannte Stimmung zwischen den Protagonisten.


Zwei Monate später, im September 1955, unternimmt der deutsche Bundeskanzler Adenauer seine erste Reise nach Moskau. Dieses Treffen führt zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den beiden Ländern.


Trotz dieser ermutigenden Zeichen sind das Misstrauen und die ideologischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Blöcken nicht verschwunden. Als Reaktion auf den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland (BRD) zur NATO im Mai 1955 unterzeichnet die Sowjetunion im selben Monat einen Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand − bekannt unter der Bezeichnung Warschauer Pakt − mit Albanien, Bulgarien, der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), Polen, Rumänien, der Tschechoslowakei und Ungarn.


Mit dem Tod Stalins und den Anfängen der vom neuen kommunistischen Führer Nikita Chruschtschow eingeführten Entstalinisierung versuchen die Völker mehrerer Satellitenstaaten in Mittel- und Osteuropa, sich von dem Moskauer Joch zu befreien. In Polen wird trotz einiger gewaltsamer Auseinandersetzungen in Posen der ehemalige Generalsekretär der Arbeiterpartei, Wladislaw Gomulka, der 1951 verhaftet worden war, rehabilitiert und im Oktober 1956 zum neuen Generalsekretär des Zentralkomitees der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP) ernannt. In extremis gelingt es ihm, eine Militärintervention der UdSSR zur Niederschlagung des Arbeiteraufstandes und des Staatsstreichs im Jahr 1956 zu verhindern.


Die Situation in Ostdeutschland und in Ungarn dagegen sah ganz anders aus. In den beiden Ländern wurden die Volksaufstände im Juni 1953, beziehungsweise im November 1956 militärisch von der UdSSR niedergeschlagen, die ihre Entschlossenheit zeigte, ihr „Glacis“ mit eiserner Hand zu führen. In Ungarn führten dieser bewaffnete Schlag und die Wiedereinsetzung eines Moskau hörigen Regimes dazu, dass mehr als zweihunderttausend Ungarn in den Westen ins Exil gingen.


Während also die Ost-West-Beziehungen sich Mitte der fünfziger Jahre entwickeln und unter dem Zeichen der friedlichen Koexistenz stehen, ist der Kalte Krieg trotzdem nicht beendet, und die ideologischen Spannungen zwischen den beiden Blöcken bestehen weiter.

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