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Der Ost-West-Dialog

Der Ost-West-Dialog


Ab 1955 begründet Nikita S. Chruschtschow, der Nachfolger Stalins im Kreml, eine Politik der friedlichen Koexistenz. Dank ihres Vorsprungs im thermonuklearen Bereich und in der Raumfahrt will sich die UdSSR das neue friedliche Klima in der Welt zu Nutze machen, um die Rivalität zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten auf die Ideologie und die Wirtschaft zu beschränken. Das erste konkrete Ergebnis der neuen sowjetischen Politik ist der österreichische Staatsvertrag von 1955, der dem Land seine Unabhängigkeit unter der Bedingung immerwährender Neutralität zurückgibt. Im gleichen Jahr tritt das Land, das bereits seit 1948 Mitglied der Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (OEEC) ist, gleichzeitig der Organisation der Vereinten Nationen (UNO) und dem Europarat bei.


Der Westen steht der neuen politischen Haltung der Sowjets jedoch zunächst misstrauisch gegenüber. Das Misstrauen und die Angst, die den Kalten Krieg kennzeichnen, veranlassen die Europäer zudem zur Einbindung der Bundesrepublik Deutschland (BRD) in ihr Verteidigungssystem und die Amerikaner zur Ausdehnung ihres nuklearen Schutzschildes auf Westeuropa.


Vom 18. bis zum 23. Juli 1955 treffen sich die Regierungschefs der vier Großmächte (Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich, Frankreich und UdSSR) in Genf. Dabei handelt es sich um das erste Gipfeltreffen seit zehn Jahren. Bei den Verhandlungen geht es sowohl um die europäische Sicherheit als auch um die Abrüstung und die Ost-West-Beziehungen. Auch wenn sich die Vier vor allem, was das künftige Schicksal Deutschlands angeht, nicht auf ein Abkommen verständigen können, wird der Kontakt nicht abgebrochen. Man spricht sogar vom „Geist von Genf“ in Anspielung auf die friedliche Atmosphäre, die bereits in der Zwischenkriegszeit im Völkerbund herrschte.

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