Die Berlin-Blockade

Die Berlin-Blockade


Deutschland wird bald zum Austragungsort des Kalten Krieges. Nach der politischen Neuorganisation ihrer Besatzungszone im besiegten Deutschland wollen Amerikaner und Briten auch die deutsche Wirtschaft wieder ankurbeln, was eine radikale Währungsreform erforderlich macht. Daher führen die westlichen Alliierten am 20. Juni 1948 eine neue Recheneinheit an. Die Deutsche Mark wird in allen westlichen Zonen eingeführt und ersetzt die zu stark abgewertete Reichsmark. Dank dieser Währungsreform füllen sich die Regale in den Geschäften endlich wieder mit Waren, die zuvor nur noch auf dem Schwarzmarkt zu finden waren. Während die Kommunisten sich fast aller verantwortlicher Posten in der Ostzone bemächtigen, weisen die Vorstellungen der ehemaligen Alliierten von der wirtschaftlichen und politischen Organisation Deutschlands immer neue Widersprüche auf.


In der Hoffnung, die Einheit Berlins im Herzen der sowjetischen Zone zu bewahren, reagiert die Sowjetunion, die die anglo-amerikanische Politik als Politik der vollendeten Tatsachen kritisiert, am 23. Juni 1948 mit der kompletten Blockade der Berliner Westsektoren. Die Stadt befindet sich in der sowjetischen Besatzungszone, die Amerikaner, Briten und Franzosen verfügen jedoch jeweils über eine eigene Besatzungszone in der Stadt. Der Straßen-, Schienen- und Schiffsverkehr nach Berlin ist bis zum 12. Mai 1949 abgeschnitten. Die Lebensmittel- und Stromlieferungen sind unterbrochen. Offiziell wird dafür die Einführung der DM in den Berliner Westsektoren verantwortlich gemacht, doch in Wirklichkeit will die Sowjetunion vermutlich die kapitalistische Insel inmitten ihrer Besatzungszone zu Fall bringen und Amerikaner, Briten und Franzosen zur Aufgabe Berlins zu zwingen. Die Westalliierten müssen unverzüglich reagieren, wobei sich die von General Lucius D. Clay organisierte Luftbrücke als die geeignete amerikanische Gegenmaßnahme erweist.


Tausende von Flugzeugen (insgesamt mehr als 270 000 Flüge) bringen Tag für Tag Lebensmittel, Heizmaterial und andere dringend benötigte Gegenstände in die eingeschlossene Stadt. Insgesamt werden so mehr als 13 000 Tonnen Güter täglich transportiert. Berlin wird zu einem der Hauptschauplätze der Konfrontation zwischen Ost und West. Die Teilung Europas in zwei Blöcke ist besiegelt. Die Stadt wird zum Symbol der Freiheit für den Westen. Die Bewohner der Stadt werden nicht mehr als ehemalige Nazis betrachtet, die bestraft werden müssen, sondern als Opfer der sowjetischen Bedrohung. Als Stalin am 12. Mai 1949 das Ende der Blockade beschließt, ist die politische Trennung der Stadt eine vollendete Tatsache. Zwei Stadtverwaltungen wurden eingesetzt, und die Sowjets haben die Fusion der sozialdemokratischen und der kommunistischen Partei durchgesetzt. Im Dezember 1948 dagegen werden demokratische Wahlen im Westteil organisiert, aus denen die entschieden antikommunistisch auftretenden Sozialdemokraten siegreich hervorgehen. Der Erfolg der Berliner Luftbrücke bringt auch die westliche Öffentlichkeit dazu, die Teilung Deutschlands als unvermeidbar anzusehen. Auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs wird Berlin zum Aushängeschild des westlichen bzw. des kommunistischen Modells. Angesichts der sowjetischen Bedrohung erhalten der Gedanke einer Wiederbewaffnung Deutschlands und seiner Integration in eine geeinte europäische Struktur für die westlichen Mächte immer größere Bedeutung.

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