Die Vereinigten Staaten

Die Vereinigten Staaten


Dank ihrer wirtschaftlichen und militärischen Stärke hatten die Vereinigten Staaten entscheidend zum Sieg der Alliierten gegen Deutschland und Japan beigetragen. Die isolationistische Haltung, welche nach dem Ersten Weltkrieg im amerikanischen Kongress vorgeherrscht hatte, wird teilweise aufgegeben. Das Vanderberg-Amendment, das im Juni 1948 vom amerikanischen Kongress verabschiedet wird, beendet endgültig den amerikanischen Isolationismus und erlaubt den Vereinigten Staaten den Beitritt zu internationalen Bündnissen außerhalb des amerikanischen Kontinents.


Die über Hiroshima und Nagasaki abgeworfenen Atombomben läuten ein neues Zeitalter ein. Bis 1949 sind nur die Vereinigten Staaten zur Herstellung von Nuklearwaffen in großer Zahl in der Lage. Sowohl ihre Kriegsflotte als auch ihre Luftwaffe suchen ihresgleichen. Ihre Handelsflotte macht zwei Drittel der weltweiten Flotte aus, insbesondere die Öltanker, und sie sind die einzigen, die über eine transozeanische Luftverkehrsflotte verfügen.


Dagegen sind die amerikanischen Bodentruppen den sowjetischen am Ende des Krieges zahlenmäßig weit unterlegen, zumal viele amerikanische Soldaten nicht mehr unter Waffen stehen. Die amerikanischen Streitkräfte werden von elf Millionen im Jahr 1945 auf eineinhalb Millionen im darauffolgenden Jahr reduziert.


Die Vereinigten Staaten sind nunmehr entschlossen, voll und ganz die Rolle der führenden Weltmacht zu übernehmen. Diese Haltung wird durch die Ausbreitung des Kommunismus in Mittel- und Osteuropa sowie die sich aus einem Wahlsieg der kommunistischen Parteien in Westeuropa ergebende Bedrohung bestärkt.


Zudem können die Vereinigten Staaten ihre Macht auf ihre wirtschaftliche Stärke gründen: Die enormen Kriegsanstrengungen haben eine bisher ungekannte industrielle und technologische Entwicklung gefördert. Die USA können sich als größte Wirtschaftsmacht weltweit durchsetzen, sowohl was den Umfang des Handels und die Industrie- und Agrarproduktion angeht, als auch was die Gold- oder Währungsreserven betrifft. Die USA sind der einzige Staat, der nach dem Krieg reicher ist als davor. Sie verfügen beinahe über die Hälfte der weltweiten Produktionskapazitäten und sorgen für fast ein Viertel des Welthandels. Der Dollar ist mithin die internationale Wechselwährung par excellence.


Die Vereinigten Staaten, die zwei Drittel der weltweiten Bargeldreserven halten, beherrschen auch das neue internationale Währungssystem, das im Juli 1944 durch die Vereinbarungen von Bretton Woods (New Hampshire) gegründet worden war. Der Internationale Währungsfonds (IWF) wählt den Dollar als Referenzwährung auf Grundlage einer festen Gold-Dollar-Parität und gewährleistet die Kontrolle des Bretton-Woods-Systems. Der IWF wird an die Organisation der Vereinten Nationen (UNO) angeschlossen, genauso wie die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD), die große Investitionsprogramme für den Wiederaufbau finanzieren soll. Das General Agreement on Tariffs an Trade (GATT), das 1947 unterzeichnet wird, soll die Liberalisierung des Welthandels sowie den Abbau der Zollschranken gemäß der traditionellen Meistbegünstigtenklausel vorantreiben.


Der einzige Schatten ist die Schwäche der europäischen Volkswirtschaften und dem Dollarmangel auf dem Alten Kontinent (Dollar Gap): Die Vereinigten Staaten sind auf Exporte angewiesen, um eine Überproduktion zu vermeiden. Hilfe von außen scheint somit unvermeidbar, um der europäischen Wirtschaft auf die Beine zu helfen und die Zahlungsbilanz der europäischen Zahlungen mit der Dollarzone auszugleichen.

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