Die Entstehung des „deutsch-französischen Duos“ (1958-1963)
Karikatur von Pi über das deutsch-französische Tandem und den Beitritt des Vereinigten Königreichs zur EWG (31. Juli 1959)
Image „Der neue Atlantikwall. – Hier beginnt Europa.“ Am 31. Juli 1959 ist für den Karikaturisten Klaus Pielert die Botschaft, die Deutschland und Frankreich an Großbritannien senden, klar. Für die Briten wird der Zugang zum Gemeinsamen Markt, der durch einen regelrechten, mit Bunkern und Kanonen mit den Gesichtszügen von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle übersäten Atlantikwall abgeschottet ist, nicht leicht werden.
Karikatur von Köhler zur schwierigen Debatte über den Beitritt Großbritanniens zum Gemeinsamen Markt (10. August 1960)
Image„Im Schatten. – ‚Willkommen Sir – herzlich willkommen! – Laßt uns über Europa sprechen!‘“ Am 10. August 1960 illustriert der deutsche Karikaturist Hanns Erich Köhler die Annäherungsversuche zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Während Bundeskanzler Konrad Adenauer gegenüber dem britischen Premierminister Harold Macmillan eine Politik der ausgestreckten Hand praktiziert, fällt der Schatten von General de Gaulle auf den deutschen Partner. Trotz der Vermittlungsversuche von Bundeskanzler Adenauer lehnt der französische Staatspräsident de Gaulle den Beitritt des Vereinigten Königreichs zum Gemeinsamen Markt weiterhin entschieden ab.
Karikatur von Behrendt zu de Gaulle und zur französischen Außenpolitik
Image„Hören Sie mir zu, meine Herren!“ Der ursprünglich aus Berlin stammende niederländische Karikaturist Fritz Behrendt illustriert, wie General de Gaulle seine Entschlossenheit demonstriert, Frankreich zu einer Führungsrolle auf der internationalen Bühne und in der Welt zu verhelfen. Von links nach rechts: Der britische Premierminister Harold Macmillan, der Präsident der USA Dwight D. Eisenhower, Bundeskanzler Konrad Adenauer und der sowjetische Staatschef Nikita Chruschtschow werden von General de Gaulle einbestellt, dessen gigantische Größe sie beeindruckt. An der Wand hängen eine Weltkarte, auf der das riesige Frankreich geografisch in der Mitte liegt, und die Porträts von dem als Jeanne d'Arc, als Napoleon und als der Sonnenkönig Ludwig XIV. dargestellten General de Gaulle, die das übersteigerte Ego des französischen Staatspräsidenten verdeutlichen, der in der Geschichte Europas die führende Rolle spielen möchte.
Karikatur von Lang über Frankreich und Deutschland angesichts des europäischen Einigungswerks (24. Mai 1961)
Image„Um den Großen Preis von Europa. Champion de Gaulle: ‚Erst schieben, mon ami, dann aufspringen!‘“ Am 24. Mai 1961 nimmt der deutsche Karikaturist Ernst Maria Lang die Vorstellungen von General de Gaulle von einer Europäischen Politischen Union sowie die Rolle, die Bundeskanzler Adenauer dabei zukommt, auf ironische Weise ins Visier. General de Gaulle ist ein hartnäckiger Verfechter eines Europas souveräner Staaten mit einem neuen deutsch-französischen Kern. Allerdings behält sich de Gaulle dabei die Führungsrolle vor (er sitzt am Steuer des Rennwagens „Frankreich“), während der deutsche Bundeskanzler in Gestalt eines Mechanikers, umhüllt von Abgasen, die undankbare Aufgabe hat, den Wagen anzuschieben, damit er in Gang kommt.
Cartoon by Cummings on the United Kingdom's application for membership to the EEC (19 June 1961)
Image'Anything to declare, gentlemen?' customs officers Konrad Adenauer, German Chancellor, and Charles de Gaulle, French President, ask Harold Macmillan, British Prime Minister, as the latter attempts to smuggle the Commonwealth into the common market despite the warning: 'Common market: imports of special favours for the Commonwealth and agricultural protectionism forbidden.'
Karikatur von Oesterle zum Untergang des britischen Empires und seinen Folgen und zur Annäherung an Europa (28. Oktober 1961)
Image„Auf zu neuen Ufern“. 1961 sind die Erlangung der Unabhängigkeit durch die Commonwealth-Staaten und das Ende des britischen Empires ausschlaggebend für den Betritt des Vereinigten Königreichs zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Am 28. Oktober 1961 stellt der deutsche Karikaturist Manfred Oesterle angesichts des Untergangs des britischen Empires dar, wie sich Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard bemüht, dem britischen Premierminister Harold Macmillan zu helfen und ihn in einem Rettungsboot auf das Schiff „Europa“ zu bringen, während der französische Staatspräsident de Gaulle die Rettung gleichgültig beobachtet, ohne Hilfe zu leisten. Der französische Präsident sprach sich gegen das Beitrittsersuchen des Vereinigten Königreichs aus und begründete dies mit der Unvereinbarkeit der wirtschaftlichen Interessen des Festlands und der Insel.
Karikatur von Brockmann zu General de Gaulle und seiner Vorstellung von Europa (17. Februar 1962)
Image„Der Weg nach Europa. Nur immer der Nase nach, messieurs – meiner natürlich.“ Am 17. Februar 1962 wirft der deutsche Karikaturist Brockmann einen ironischen Blick auf die persönliche und ganz spezielle Vorstellung des französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle vom europäischen Einigungswerk; dieser weist, dargestellt als riesiges Straßenschild, Bundeskanzler Konrad Adenauer und dem britischen Premierminister Harold Macmillan den Weg nach Europa.
Karikatur von Faizant zu den Beziehungen zwischen de Gaulle und Adenauer (6. Juli 1962)
Image„Beeilen wir uns Konrad, Sie leben schließlich nicht ewig! ...“ Am 6. Juli 1962 witzelt der französische Karikaturist Jacques Faizant anlässlich des Besuchs von Bundeskanzler Konrad Adenauer (rechts) in Frankreich über das übersteigerte Ego von General de Gaulle (links) und die Rolle, die dieser auf der internationalen und europäischen Bühne spielen möchte. Der deutsche Partner scheint angesichts des Gebarens des französischen Staatschefs leicht verstimmt zu sein.
Karikatur von Tim zum deutsch-französischen Tandem und zum EWG-Beitritt Großbritanniens (13. September 1962)
Image„Gemeinsamer Markt. Der längste Tag.“ Am 13. September 1962 veranschaulicht der französische Karikaturist Tim den deutsch-französischen Widerstand gegen den Antrag des Vereinigten Königreichs auf Beitritt zum Gemeinsamen Markt. Premierminister Harold Macmillan, dargestellt als britischer Soldat, versucht auf dem europäischen Festland (Gemeinsamer Markt) an Land zu gehen, dessen Küsten von dem als französischer Soldat ausstaffierten Präsidenten de Gaulle und seinem Verbündeten, dem mit einer Wehrmachtsuniform bekleideten Bundeskanzler Konrad Adenauer. verteidigt werden. Die Bildunterschrift „Der längste Tag“ bezieht sich auf den gleichnamigen amerikanischen Kriegsfilm aus dem Jahr 1962, in dem es um die Landung der Alliierten am 6. Juni 1944 in der Normandie geht. In Anbetracht der geschichtlichen Realität – Frankreich und das Vereinigte Königreich hatten im Zweiten Weltkrieg als Verbündete gegen Nazi-Deutschland gekämpft – verdeutlicht die Zeichnung, wie grotesk die Situation und wie irrational die Debatten über den Beitritt Großbritanniens zum Gemeinsamen Markt sind.
Karikatur von Lang zum deutsch-französischen Duo angesichts der Frage des Beitritts des Vereinigten Königreichs zum Gemeinsamen Markt (19. Januar 1963)
Image„Archimedes de Gaulle. – ‚Los, Konradus, störe seine Kreise!‘“ Am 14. Januar 1963 hält General de Gaulle im Elysée-Palast eine Pressekonferenz ab, bei der er sich gegen den Beitritt des Vereinigten Königreichs zum Gemeinsamen Markt ausspricht. Fünf Tage danach illustriert der deutsche Karikaturist Ernst Maria Lang, wie Frankreichs Partner innerhalb der EWG versuchen, Frankreichs Haltung aufzuweichen. Der britische Premierminister Harold Macmillan und der belgische Außenminister Paul-Henri Spaak schieben Bundeskanzler Konrad Adenauer (der einen griechischen Helm mit Pferdemähne trägt und mit Schutzschild und Schwert bewaffnet ist) nach vorn, damit er General de Gaulle von seiner höchst eigensinnigen Haltung zur Europafrage abbringt. De Gaulle, dargestellt als der große Mathematiker der griechischen Antike Archimedes, fasst seine Vorstellungen in auf den Boden gezeichneten Kreisen zusammen: „König De Gaulle“, das Lothringer Kreuz, „Eurofrance“, „Frankreich“, „Carolus Magnus“. Die Inschriften an der Mauer „Carolus est Europa“ und „Carolus est (stultus) magnus“ spiegeln ebenfalls das übersteigerte Ego des französischen Präsidenten wider.
Karikatur von Moisan zu General de Gaulle und Europa (6. Februar 1963)
Image„Französisch-deutsch-spanische Institution Sankt Europa. ‚Miss Europa, raus hier!‘ ‚Und die wollte sich um den Titel Miss World bewerben! Ich sage Euch, die hat unsere Einrichtung für ein Freudenhaus gehalten ...‘“. Am 6. Februar 1963 macht sich der französische Karikaturist Roland Moisan über die europäischen Ideen von General de Gaulle lustig, der sich für ein Europa souveräner Staaten einsetzt. Um dieses Ziel zu verwirklichen, setzt der französische Staatspräsident vor allem auf die Unterstützung des deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer, zu dem er übrigens sehr enge Beziehungen unterhält. Von links nach rechts: der französische Außenminister Maurice Couve de Murville, Ministerpräsident Georges Pompidou, Bundeskanzler Konrad Adenauer und Staatspräsident de Gaulle.
Karikatur von Geisen zu de Gaulle und Europa (30. September 1964)
Image „Mathematik à la France“. Am 30. September 1964 nimmt der Schweizer Karikaturist Hans Geisen die sehr spezielle Vorstellung des französischen Staatspräsidenten General de Gaulle von Europa auf Korn. Der als Lehrer dargestellte De Gaulle erklärt seinen jungen Schülern die Europa-Gleichung, die sich folgendermaßen zusammenfassen lässt: „Europa= Frankreich + 1/2 Deutschland = de Gaulle“. In der ersten Reihe folgt ein deutscher Schüler in Gestalt des kleinen deutschen Michels dem Unterricht des französischen Lehrers.