Vom Schuman-Plan bis zur Unterzeichnung des EGKS-Vertrags
Konrad Adenauer und Robert Schuman
ImageBundeskanzler Konrad Adenauer (links) und der französische Außenminister Robert Schuman (rechts) auf dem Weg der Versöhnung und der deutsch-französischen Zusammenarbeit.
Erklärung von Robert Schuman (Paris, 9. Mai 1950)
Audio extractAm 9. Mai 1950 schlägt der französische Außenminister Robert Schuman der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und weiteren europäischen Staaten vor, ihre Kohle- und Stahlressourcen unter der Kontrolle einer europäischen supranationalen Institution zusammenzulegen. Die Rede wurde nicht am 9. Mai 1950 aufgezeichnet, daher musste der Minister sie später noch einmal für die Nachwelt nachstellen.
Karikatur von Stig zur Rolle des deutsch-französischen Duos beim Gelingen des Schuman-Plans (11. Mai 1950)
Image„Zum Schuman-Plan. So! – Jetzt mit der richtigen Kurbel mal an der richtigen Stelle angesetzt, da wär’ es doch gelacht, wenn wir zwei den Karren nicht wieder flott kriegten!“ Im Mai 1950 illustriert der deutsche Karikaturist Roland Stigulinszky die Bemühungen Konrad Adenauers und Robert Schumans, die, auf dem Weg zur Einigung Europas, den Motor des europäischen Aufbauwerks wieder in Gang zu bringen versuchen. In dem Wagen mit europäischer Flagge sitzen die wichtigsten europäischen Politiker und Entscheidungsträger, darunter General de Gaulle, der italienische Ministerpräsident Alcide de Gasperi, der Belgier Paul-Henri Spaak und der luxemburgische Außenminister Joseph Bech.
Karikatur von Curry zu den Herausforderungen des Schuman-Plans (11. Mai 1950)
Image „Das ‚Kombinat‘ Schuman-Adenauer“. Am 11. Mai 1950 betont der Karikaturist Curry die Bedeutung der dem Schuman-Plan zugrundeliegenden neuen Partnerschaft zwischen Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland und illustriert die Zusammenlegung der Kohle- und Stahlressourcen beider Länder. Bundeskanzler Konrad Adenauer (rechts) beschickt den französischen Hochofen (Gesicht von Schuman) mit deutscher Kohle. Die Erklärung des französischen Außenministers Robert Schuman bietet Europa erstmals die Chance, die nationalistischen Bestrebungen, durch die es gehemmt wird, zu zerschlagen, und es werden die Rahmenbedingungen für die Zusammenlegung der Kohle- und Stahlproduktion beider Länder in einer supranationalen Organisation vorgeschlagen, die auch anderen europäischen Ländern offen stehen soll. Der Schuman-Plan ist somit ein wichtiger Schritt im europäischen Aufbauwerk.
Karikaturen von Beuth zur Bedeutung des Schuman-Plans für die deutsch-französische Annäherung (11. und 17. Mai 1950)
Image„Sinnvolle Demontage. Französisches Eisen. Deutsche Kohle; Die Friedenspfeife. Eisen. Kohle. Hier wurde das Kriegsbeil begraben“. Am 11. und 17. Mai 1950 illustriert der deutsche Karikaturist Beuth die wirtschaftliche und politische Bedeutung des Schuman-Plans, der zur Annäherung zwischen Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland innerhalb der Montanunion beiträgt. Der französische Außenminister Robert Schuman und Bundeskanzler Konrad Adenauer arbeiten daher gemeinsam an der Beseitigung aller Hindernisse (Stacheldraht), um dieses auf französischem Stahl und deutscher Kohle basierende neue Bündnis voranzubringen. Politisches Ziel ist außerdem, das Kriegsbeil zwischen beiden Ländern zu begraben und den jahrhundertealten Konflikt zwischen Frankreich und Deutschland zu beenden.
Karikatur von Meinhard über den Schuman-Plan (13. Mai 1950)
Image„Setzen wir Europa in den Sattel, reiten wird sie schon können." Am 13. Mai 1950 unterstreicht der deutsche Karikaturist Fritz Meinhard die historische Bedeutung der Schuman-Erklärung vom 9. Mai 1950, die Frankreich und Deutschland versöhnt und die Grundlage für ein vereintes Europa legt. Meinhard beruft sich auf den griechischen Mythos des Raubes der Europa durch Zeus in Gestalt eines Stiers und unterstreicht die gemeinsamen Anstrengungen des französischen Außenministers Robert Schuman (rechts) und des deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer (links), Europa in den Sattel des Stiers, auf dem die Karte des europäischen Kontinents abgebildet ist, zu helfen. Der Karikaturist verfremdet ebenfalls die berühmte am 11. März 1867 verwendete Metapher Kanzler Otto von Bismarcks, des Gründervaters des zukünftigen Norddeutschen Bundes, der der Hegemonie Preußens unterliegen wird: «Setzen wir Deutschland in den Sattel, reiten wird es schon können».
Karikatur von Koob zur deutsch-französischen Montanunion (13. Mai 1950)
Image„Wirtschaftsvereinigung Stahl und Kohle.“ Am 13. Mai 1950 illustriert der deutsche Karikaturist Koob, wie der Schuman-Plan zur deutsch-französischen Annäherung führt und die Versöhnung beider Länder möglich macht. Links: Robert Schuman, französischer Außenminister; rechts: Bundeskanzler Konrad Adenauer. Sie werden durch freundlich umarmte Fabrikschornsteine symbolisiert
Karikatur von Szewczuk zum Schuman-Plan (13. Mai 1950)
Image„Liebe und Kohle.“ Am 13. Mai 1950 illustriert der deutsche Karikaturist Mirko Szewczuk den Einfluss der Schuman-Erklärung vom 9. Mai, die den Weg für eine Annäherung zwischen Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland (BRD) frei macht. Von links nach rechts: Der französische Außenminister Robert Schuman (als Marianne mit Jakobinermütze) und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer (als deutscher Michel) flirten auf einem Kohlehaufen, während der „Kohlenklau“ hinter ihrem Rücken weitergeht. Der „Kohlenklau“ bezieht sich auf die Karikatur eines Kohlendiebes, die während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland geschaffen wurde und die Bevölkerung dazu anhalten sollte, die verfügbaren Energieressourcen nicht zu verschwenden. In der Nachkriegszeit wird das Bild des Kohlendiebs verwendet, um das Vorgehen der französischen Minengesellschaften anzuprangern, die die Kohle des Saarlandes abbauen und nach Frankreich schicken.
Zeichnung zum deutsch-französischen Beitrag zum Schumanplan (13. Mai 1950)
TextAm 13. Mai 1950 illustriert die deutsche Tageszeitung Hamburger Abendblatt den Beitrag der deutschen und der französischen Kohle- und Stahlindustrie zum Schumanplan.
Karikatur von Lang zum Schuman-Plan und zu den deutsch-französischen Beziehungen (13. Mai 1950)
Image„Französisch-deutsche Schmiede. Schuman: Allez – solange es noch warm ist!“. Am 13. Mai 1950 verdeutlicht der deutsche Karikaturist Ernst Maria Lang die Herausforderungen des Schuman-Plans, der ein Meilenstein auf dem Weg zur Annäherung zwischen Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland (BRD) bei der Erzeugung von Kohle und Stahl in den wichtigsten Industrieregionen der beiden Länder (Lothringen, Saar, Ruhr) ist. Mit dieser historischen Initiative wird der Grundstein für eine neue deutsch-französische Zusammenarbeit gelegt. Der französische Außenminister Robert Schuman und Bundeskanzler Konrad Adenauer sind wie Schmiede mit einem Hammer gewappnet und schicken sich an, ihre künftige Zusammenarbeit auf einem Amboss zu gestalten. Im Hintergrund freut sich der dritte Schmied, US-Außenminister Dean Acheson, der einen Blasebalg hält, um das Feuer zu schüren, über dieses neue Verständigung.
¨Karikatur von Deran zu den Gefahren des Schuman-Plans (12. Juni 1950)
Image„Bonn am ‚Pool‘ des Dr. Schuman zur Renazifizierung “. Am 12. Juni 1950 protestiert der französische Karikaturist Deran in der kommunistischen Tageszeitung „L'Humanité“ heftig gegen das Vorhaben des französischen Außenministers Robert Schuman zur Gründung einer Kohle- und Stahlgemeinschaft („Pool“), die seiner Meinung nach dank der Hilfe der USA (Truman-Kasten auf dem Hut von Onkel Sam) und der Unterstützung der deutschen Kriegsindustrie zu einer Remilitarisierung und Renazifizierung Deutschlands führen werde. Deran zeichnet einen Robert Schuman, der alle während der Konferenzen der Alliierten in Jalta und Potsdam gefassten Beschlüsse zu verwerfen scheint.
Karikatur von Woop zum Verhandlungsbeginn über die Umsetzung des Schuman-Plans (21. Juni 1950)
ImageAm 21. Juni 1950, einen Tag nach dem Verhandlungsbeginn über den Schuman-Plan in Paris, illustriert der aus Deutschland stammende Karikaturist Woop (William Wolpe) die unterschiedlichen Beiträge, die die Sechs zur Einrichtung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) leisten könnten.
Karikatur von Gassier zu den Gefahren der deutsch-französischen Annäherung (24. Juni 1950)
Image„Komm Poo-Pool, komm Poo-Pool, komm...!“ (Französisches Chanson) Am 24. Juni 1950 verfremdet der französische Karikaturist Henri-Paul Gassier den Text des französischen Chansons Viens, poupoule! (1902) des französischen Chansonniers Félix Mayol und warnt vor den Gefahren der neuen deutsch-französischen Verständigung im Rahmen des Projekts der Kohle- und Stahlgemeinschaft. Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg ist allgegenwärtig. Der französische Außenminister Robert Schuman und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer werden als siamesische Zwillinge dargestellt, die einen Arm und ein Bein gemeinsam haben und deren andere Gliedmaßen sich frei bewegen und in einer fast perfekten Symmetrie die gleiche Bewegung ausführen. Die beiden in einer Wehrmachtsuniform eingezwängten Männer, die mit dem Arm den Hitlergruß und mit dem Bein den Stechschritt ausführen, stimmen beide die berühmte Strophe des Deutschlandlieds an „Deutschland, Deutschland über alles…!“ und rufen im Sprechchor „Heil Truman“. Der französische Karikaturist prangert diesen Verrat mit dem einstigen Feind an und kritisiert die amerikanische Unterstützung dieses Vorhabens. Während sich auf der Gürtelschnalle das Dollarzeichen befindet, erkennt man auf dem Arm von Kanzler Adenauer eine mit dem Hakenkreuz versehene Armbinde.
Karikatur von Gassier zum Verhandlungsbeginn über die Umsetzung des Schuman-Plans (24. Juni 1950)
Image„Von Montoire zum Uhrensaal und umgekehrt." Am 24. Juni 1950 kommentiert der französische Karikaturist Gassier in der kommunistischen Tageszeitung L'Humanité den Verhandlungsbeginn über den Schuman-Plan in Paris vier Tage zuvor. Für ihn bedeutet das Vorhaben der Montanunion, das von Robert Schuman und Konrad Adenauer unterstützt wird, einen Verrat an den französischen Interessen und eine Wiederholung des Treffens zwischen Pétain und Hitler in Montoire am 24. Oktober 1940.
Karikatur von Pielert zum Schuman-Plan (7. Juli 1950)
Image„Erfinderstolz: Hoffentlich entwickelt sich das Ding besser als die Sicherheitsnadeln.“ Nach der Erklärung vom 9. Mai 1950 betont der deutsche Karikaturist Klaus Pielert die Bedeutung der neuen deutsch-französischen Partnerschaft auf der Grundlage des Schuman-Plans. Der französische Außenminister bemüht sich, die Verbindungen zwischen Frankreich und Deutschland wiederherzustellen, und hofft, dass sich sein Plan als wirksamer erweist als die Maginot-Linie. Das unter dieser Bezeichnung in den Jahren 1920-1930 im Osten und Nordosten Frankreichs errichtete System von Festungsanlagen sollte das Land vor einer erneuten deutschen Invasion schützen und eine rechtzeitige Mobilmachung der französischen Armee ermöglichen.
Karikatur von Lang zum Vertrag zur Gründung der EGKS (1951)
Image„Der Schumanplan. Ein schönes Papier … mit geradezu … unwahrscheinlichen … Möglichkeiten …“ Im Jahr 1951 ironisiert der deutsche Karikaturist Ernst Maria Lang die Möglichkeiten, die der Schuman-Plan dem deutsch-französischen Paar Adenauer-Schuman bietet.
Karikatur von Carrier über die Gefahren des Schuman-Plans (5. Dezember 1951)
Image„Die Henne, die stählerne Eier legt“. Am 5. Dezember 1951, anlässlich der Ratifizierungsdebatten über den Vertrag über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), kritisiert der französische Karikaturist Vincent Carrier in der kommunistischen Tageszeitung „L'Humanité“ die Gefahren des Schuman-Plans und weist insbesondere auf die drohende Wiederbewaffnung Westdeutschlands hin. Die Kohle und französischen Stahl fressende Henne (mit dem Kopf von Robert Schuman), die von Kanzler Adenauer geritten wird, dient ausschließlich der Erzeugung von Militärhelmen für Deutschland.
Karikatur von Mitelberg zu den Gefahren des Schuman-Plans (1953)
Image„Schumans Plan der Wiederherstellung des deutschen Militarismus“. 1953 zeigt der französische Karikaturist Tim (Louis Mitelberg) in der ostdeutschen Satirezeitschrift „Frischer Wind“ die Gefahren des Schuman-Plans auf, der die Wiederentstehung des westdeutschen Militarismus begünstigt. Links füttert das zu einem Kranich mutierte Gesicht des französischen Außenministers Robert Schuman den militärisch-industriellen Komplex der Bundesrepublik Deutschland – symbolisiert durch Bundeskanzler Konrad Adenauer, der, halb Mensch, halb Maschine, einen preußischen Helm mit Totenkopf trägt – mit Kohle und Stahl aus Frankreich.