Die Übernahme politischer Verantwortung

Die Übernahme politischer Verantwortung


Von der Richtigkeit des Vorschlags von Jean Monnet zur Zusammenlegung der europäischen Kohle- und Stahlindustrie überzeugt entschließt sich der französische Außenminister Robert Schuman zur Übernahme der politischen Verantwortung für das Vorhaben. Für den Politiker aus Lothringen – Schuman ist Abgeordneter des Departement Moselle, das durch seine Eisen- und Stahlproduktion geprägt ist – weist Monnets Plan große Vorzüge auf:


- die deutsch-französische Aussöhnung

- die Kontrolle über Kohle und Stahl zu friedlichen Zwecken

- die Ingangsetzung der europäischen Integrationsbewegung


Zu Anbeginn wird größtes Stillschweigen bewahrt, um zu verhindern, dass das Vorhaben durch den Druck aus den Wirtschaftslobbys, die Spaltung der politischen Parteien und die Schwerfälligkeit der Amtsstuben zum Scheitern gebracht wird. Nur einige engagierte Verfechter der europäischen Einigung, darunter René Pleven und René Mayer, kennen den vollständigen Inhalt des Vorschlags. Danach geschieht alles sehr zügig.


Die erste Aufgabe Robert Schumans besteht darin, die französische Regierung von dem Vorhaben zu überzeugen. Schuman stellt es in verschwommenen Formulierungen am Ende der Sitzung des französischen Ministerrats vom 3. Mai 1950 vor. Am Vormittag des 9. Mai wird der Plan näher erläutert, vor allem im Hinblick auf seine institutionellen Auswirkungen, was unmittelbar zu heftigen Diskussionen führt. Der Regierungschef Georges Bidault war zwar zuvor von Schuman eingeweiht worden, zeigt sich aber in Bezug auf den teilweisen Souveränitätsverzicht zurückhaltend. Einige Minister fordern Erklärungen. Doch gelingt es Robert Schuman letztlich, den Vorschlag im Ministerrat durchzusetzen. Andererseits sorgt er dafür, dass das französische Parlament bei den diplomatischen Vorbereitungen auf Abstand gehalten wird, da er eine verfrühte öffentliche Debatte befürchtet.

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