Die Pläne für eine Freihandelszone und die Entstehung der EFTA

Das Vorhaben einer Freihandelszone und die Entstehung der EFTA


Nach der Veröffentlichung des „Spaak-Berichts“, der die Wiederaufnahme des europäischen Integrationsprozesses konkret werden lässt, legt die britische Regierung der Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (OEEC) einen Vorschlag vor, der unter der Bezeichnung „Plan G“ bekannt wird und die Möglichkeiten einer Assoziierung zwischen den Sechs und den anderen Mitgliedern der OEEC im Rahmen einer Freihandelszone untersucht. Die Vorschläge beinhalten die schrittweise Abschaffung sämtlicher Zölle und anderer Handelshemmnisse zwischen den Mitgliedstaaten, überlassen jedoch jedem Staat die Festlegung der Höhe ihrer Zölle und die Gestaltung ihrer Handelspolitik gegenüber Drittstaaten. So könnte Großbritannien sein System der imperial preference mit dem Commonwealth bewahren.


Ein Regierungsausschuss von Experten unter dem Vorsitz des britischen Schatzkanzlers Reginald Maudling wird eingesetzt, der die Machbarkeit eines großen freien Binnenmarktes untersuchen soll. Die Franzosen jedoch sind dagegen und entziehen dem Maudling-Ausschuss ihre Unterstützung, während die anderen europäischen Partner zwischen den beiden Optionen zögern. In der Zwischenzeit wird mit der Unterzeichnung der Römischen Verträge im März 1957 die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) gegründet. Deutsche und niederländische Wirtschaftskreise befürworten die britische Initiative. Zwar zeigen der Benelux-Verband und Deutschland ein reelles Interesse am Ausbau der Handelsbeziehungen mit dem Vereinigten Königreich, die Sechs sind sich jedoch auch der Nachteile einer solchen Freihandelszone bewusst. Sie sehen darin sowohl ein wirtschaftliches Risiko – ohne gemeinsame Zolltarife würden die liberalen Länder mehr profitieren als Staaten mit ausgeprägtem Hang zum Protektionismus – als auch eine politische Gefahr – der Gedanke einer europäischen Föderation droht im Falle einer europäischen Freihandelszone verworfen zu werden.


Mit der Machtübernahme Generals de Gaulle am 1. Juni 1958 wird der britische Vorschlag endgültig begraben. Der General und der deutsche Bundeskanzler Adenauer wollen vor allem die Solidarität der Sechs untereinander stärken. Das Vorhaben scheitert definitiv am 14. Dezember 1958. Nachdem sie vergeblich versucht hatten, das Inkrafttreten des Vertrags von Rom zu verzögern, erwidern die Briten am 4. Januar 1960 mit der Unterzeichnung des Übereinkommens von Stockholm zur Gründung der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA). Die sieben Gründungsmitglieder sind das Vereinigte Königreich, Dänemark, Norwegen, Schweden, die Schweiz, Portugal und Österreich. Im Handelsbereich wird Europa somit zweigeteilt.

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