Die Europäische Bewegung

Die Europäische Bewegung


Angesichts des Erfolgs des Haager Kongresses beschließt der Internationale Koordinierungsausschuss der Europäischen Bewegungen, der die Veranstaltung organisiert hatte, die Erfahrung weiter voranzutreiben und wandelt sich im Oktober 1948 zur Europäischen Bewegung um. Ihr Ziel ist die Koordinierung der Arbeit der bereits existierenden Organisationen und deren Vertretung bei den Regierungen. Die Europäische Bewegung ist eine private Einrichtung, die aus sechsundzwanzig nationalen Räten besteht, wovon sechzehn aus Exilierten aus Mitteleuropa und Spanien bestehen. Zudem gibt es einen übergeordneten internationalen Vorstand und ein internationales Sekretariat. Die Europäische Bewegung hat das Ziel, die politischen, wirtschaftlichen, technischen und kulturellen Fragestellungen im Zusammenhang mit der Einheit Europas zu untersuchen, sowie die öffentliche Meinung über das europäische Aufbauwerk zu informieren und mitzureißen. Zu den ersten Ehrenpräsidenten der Bewegung gehören Léon Blum, Winston Churchill, Alcide de Gasperi, Paul-Henri Spaak, Robert Schuman, Richard Coudenhove-Kalergi und Konrad Adenauer.


Die sechs Gründerbewegungen sind die Europäische Liga für wirtschaftliche Zusammenarbeit, die Liberale Bewegung für ein Vereintes Europa, die Sozialistische Bewegung für die Vereinigten Staaten von Europa, die Nouvelles équipes internationales, die Union der europäischen Föderalisten (UEF) und das Centre d’Action fédéraliste. Hinzu kommen später unter anderem die Europäische Parlamentarier-Union (EPU), der Europäische Erzieherbund (EEB), die Europäische Union christlicher Demokraten (EUCD), der Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE), die Vereinigung Europäischer Journalisten und die Internationale Föderation der Europa-Häuser.


Sehr aktiv bei der Ausarbeitung der Doktrin, organisiert die Europäische Bewegung zahlreiche Veranstaltungen zu speziellen Themen. Im Februar 1949 legt der politische Kongress in Brüssel die Personen-, Familien- und sozialen Rechte fest, die in einer europäischen Menschenrechtscharta rechtsverbindlich festgehalten werden könnten. Zudem prüft sie die Verfahren zur Ernennung der Delegierten in der europäischen Beratenden Versammlung und verabschiedet die Satzung eines europäischen Gerichtshofes. Zwei Monate später werden auf der Wirtschaftskonferenz in Westminster Währungsfragen diskutiert und die Grundlagen für eine zukünftige Europäische Zahlungsunion gelegt. Die Kongressteilnehmer befürworten die Zusammenlegung der Grundindustrien und denken die Einrichtung eines europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses an. Die europäische Kulturkonferenz im Dezember 1949 in Lausanne veranlasst die Gründung des europäischen Zentrums für Kultur und des Europa-Kollegs in Brügge. Im Juli 1950 erarbeitet die Sozialkonferenz in Rom ein Vorhaben zur Angleichung der europäischen Sozialsysteme und schlägt die Einrichtung eines europäischen Arbeitnehmer- und Bevölkerungskommissariats sowie eines europäischen Fonds für Wiederaufbau und Entwicklung vor. Weitere internationale Konferenzen folgen, auf denen unter anderem die Integration Deutschlands in das vereinte Europa, die Beziehungen zwischen dem entstehenden Europa und dem Commonwealth oder die Lage der Länder Mittel- und Osteuropas behandelt werden. Die Europäische Bewegung betreibt intensive Propaganda, vor allem im Rahmen der europäischen Jugendkampagne.

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