Das Vereinigte Königreich und die Beitrittsgesuche zum Gemeinsamen Markt

Das Vereinigte Königreich und die Beitrittsgesuche zum Gemeinsamen Markt


Im Laufe der 60er Jahre ändert sich die Europapolitik Großbritanniens. Die abwartende Haltung aus den 40er und 50er Jahren, die höchstens eine europäische Zusammenarbeit auf Regierungsebene zulässt, macht nach und nach der Bereitschaft zu einer aktiven Teilnahme am europäischen Einigungsprozess Platz.


Vor allem die Angst vor der internationalen Isolation und der große Erfolg der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) tragen wesentlich zur Richtungsänderung der britischen Politik zu Beginn der 60er Jahre bei. Die öffentliche Meinung und die großen politischen Parteien, die an der nationalen Souveränität festhalten, scheinen gespalten. So befürwortet die konservative Partei das Beitrittsgesuch eher als die Labour-Partei. Labour und die Gewerkschaften wollen den Wohlfahrtstaat und den wirtschaftlichen Dirigismus gegen ein Europa schützen, das sie regelmäßig als zu kapitalistisch und zu offen gegenüber dem freien Wettbewerb darstellen.


Im Ausland wird das Interesse Großbritanniens an Europa unterschiedlich bewertet. Der heftigste Widerstand kommt aus Frankreich. Nachdem es in den 40er und 50er Jahren Europa noch gemeinsam mit Großbritannien hatte gestalten wollen, ändert sich die Haltung Frankreichs mit der Machtübernahme Charles de Gaulles, der einen britischen Beitritt ablehnt. Durch diese Ablehnung wird die Rivalität zwischen beiden Ländern um die Führung in Europa offenbar. So sieht de Gaulle auch die Beziehungen Großbritanniens zu den Vereinigten Staaten mit skeptischen Augen. Zudem präsentiert Frankreich der britischen Regierung so alte Rechnungen aus dem Krieg.

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