Nicht nur die Ablehnung des Entwurfs der Europäischen Verfassung durch die Franzosen und die Niederländer bei den Volksabstimmungen im Mai und Juni 2005, sondern auch kürzlich ergangene „Nein“ der Iren zum Vertrag von Lissabon haben noch einmal eindringlich daran erinnert, dass der europäische Einigungsprozess keineswegs linear und quasi automatisch verläuft. Vielmehr bestätigt das Ergebnis der Volksabstimmung in Irland, dass der Widerstand gegen Europa immer noch an der Tagesordnung ist. Es zeigt die Befürchtungen und die ‒ unterschwellige oder ganz offen zum Ausdruck gebrachte ‒ Ablehnung gegenüber dem europäischen Aufbauwerk, unter anderem aufgrund des politischen, sozialen und wirtschaftlichen Wandels, den dieser Prozess in den Mitgliedstaaten verursachen kann.

Dieses Forschungsprojekt, das im Rahmen der MISHA (Maison Interuniversitaire des Sciences de l'Homme-Alsace) realisiert wird, verfolgt einen interdisziplinären Ansatz mit dem Ziel, die Phänomene der Ablehnung, des Widerstandes und der Opposition gegenüber dem europäischen Aufbauwerk über einen langen Zeitraum, d.h. von 1945 bis heute, zu untersuchen. Indem Historiker, Soziologen, Politologen, Juristen und Geographen aus mehreren europäischen Ländern ihre jeweiligen Methoden miteinander vergleichen, können die Gründe für die Ablehnung Europas analysiert, ihr Zweck entschlüsselt, die prägenden Elemente dieser Widerstände beleuchtet und die schrittweise Entwicklung ihres Wesens an den Tag gebracht werden.

Das Forschungsprojekt besteht aus vier Seminaren zu je einem Thema:

- Die Konzepte des Anti- (Alter-) Europäismus

- Räume, Regionen, Grenzen

- Die Rolle der institutionellen Akteure

- Politische Parteien und Zivilgesellschaft

Im Rahmen dieses Programms leistet das CVCE digitale Unterstützung, insbesondere bei der Einrichtung der Internetseite http://www.recherche-contreleurope.eu/ und der Aufzeichnung und Veröffentlichung der Seminare.