Themendossier

1958-1968 Erfolge und Rückschläge

1958-1968 Erfolge und Rückschläge


Als Reaktion auf die Energiekrise infolge der Sueskrise im Jahr 1956 schlägt die Gemeinsame Versammlung vor, die Zuständigkeiten der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) auf andere Energiequellen wie Gas, Elektrizität oder Atomenergie auszuweiten. Jean Monnet setzt sich indessen für eine gesonderte Atomgemeinschaft ein, da er davon überzeugt ist, dass die Atomenergie eine Energiequelle mit großem industriellen Entwicklungspotenzial ist und die Erforschung der Atomenergie für zivile Zwecke unbedingt gefördert werden muss. Die Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (OEEC) beauftragt den Präsidenten der staatlichen französischen Eisenbahngesellschaft (SNCF), den Ingenieur Louis Armand, mit einer Studie über die Perspektiven der Atomenergie in Europa. Louis Armand verweist in seinem Bericht auf die Notwendigkeit des Zusammenschlusses der europäischen Staaten für den Aufbau einer Atomindustrie, die sich den Herausforderungen Europas im Energiebereich angesichts der Erschöpfung der Bodenschätze und seiner Abhängigkeit von den erdölproduzierenden Ländern stellen kann.



Über eine Atomgemeinschaft hinaus sind Deutschland und die drei Benelux-Staaten vor allem bestrebt, einen allgemeinen gemeinsamen Markt zu schaffen. Drei Jahre zuvor hatte der niederländische Außenminister Johan Willem Beyen bereits versucht, in den Vertrag zur Gründung der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) Bestimmungen zur automatischen Errichtung einer Zollunion durch die Koordinierung der Geld- und Finanzpolitiken der Sechs aufnehmen zu lassen. Diese Idee stößt allerdings auf den Widerstand der stark durch protektionistische Traditionen geprägten französischen Wirtschaftskreise. Jean Monnet vertritt seinerseits die Auffassung, dass eine solche Gemeinschaft zu groß und schwer zu verwalten wäre. Um die Interessen Frankreichs und seiner Partner in Einklang zu bringen, schlägt Monnet schließlich die parallele Errichtung zweier Gemeinschaften vor.

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